Wenn du mitten in einer Depression steckst, fühlt sich vieles leer, sinnlos und irgendwie… fremd an – auch du selbst. Vielleicht fragst du dich: Wer bin ich eigentlich noch? Und was ist mir überhaupt (noch) wichtig? Genau an diesem Punkt beginnt oft die Suche: Wie kann ich in der Depression Sinn finden – etwas, das mir Halt gibt, obwohl gerade nichts mehr Sinn ergibt?
In solchen Momenten können dir deine Werte wie ein leiser, innerer Kompass zur Seite stehen – nicht mit einem grellen „Du musst!“, sondern eher mit einem sanften „Schau mal hier lang … wenn du magst“.
In diesem Artikel schauen wir gemeinsam etwas tiefer an, was Werte eigentlich sind, wie sie entstehen – und warum sie dir in einer Depression sowohl Halt geben als auch mal wackeln dürfen. Denn ja, auch Werte dürfen wackeln, kippen und sich verändern. Vielleicht sogar müssen. Gerade wenn du langsam aus der Depression auftauchst und merkst: Das Alte passt nicht mehr so recht. Aber was passt stattdessen?
Ich zeige dir, wie du in 5 Schritten (wieder) Zugang zu deinen Werten findest, wie sie dir helfen können, klarer zu sehen – und warum das Ganze kein Selbstoptimierungs-Marathon ist, sondern eher wie ein innerer Frühjahrsputz mit Herz.
Stell dir vor, du würdest von heute auf morgen alles verlieren – Besitz, Job, Status. Was bliebe dann noch, woran du dich festhalten könntest? Für mich war diese Frage nicht theoretisch, sondern sehr real. In einer Phase der Depression hatte ich das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Alles, was mich bisher getragen hatte, schien bedeutungs- und wertlos.
Erst als ich mich mit einer künftigen Lebensperspektive und Zielen in meinem weiteren Leben auseinandersetze, habe ich mich auch ganz bewusst mit meinen Werten beschäftigt. Mir wurde bewusst: Werte sind das, was bleibt, wenn das Äußere ins Wanken gerät. Sie sind wie ein innerer Kompass, der auch dann noch Richtung gibt, wenn das Leben chaotisch wirkt.
Heute – in meiner Zeit nach der Depression – sind es unter anderem meine Werte (Spoiler: die findest du übrigens ganz unten in diesem Beitrag 😉), die mich tragen. Sie erinnern mich daran, dass ich Stabilität nicht im Außen suchen muss, sondern in mir finden kann.
Und genau deshalb möchte ich in diesem Artikel mit dir über Werte sprechen:
„Wert“ ist ja so ein spannendes Wort, oder? Ein altes Haus kann an Wert gewinnen, ein Ring hat Materialwert – und ein guter Rat von einer Freundin? Ganz klar von unschätzbarem Wert! Und dann gibt’s noch die Werte, die wir in uns tragen – diese inneren Leitsterne, die unserem Leben Richtung geben (mal mehr, mal weniger elegant ).
Ursprünglich kommt das Wort vom althochdeutschen „werd“ – das bedeutete „würdig“ oder „kostbar“. Schon damals ging’s also um etwas Bedeutungsvolles.
Werte sind keine Dinge, die man anfassen kann, sondern innere Grundhaltungen – kleine Kompasse, die uns Orientierung geben. Sie zeigen, was uns wichtig ist, beeinflussen unsere Entscheidungen und formen unser Verhalten. Manchmal halten sie uns sogar davon ab, Blödsinn zu machen .
Kurz gesagt: Unsere Werte sind die Basis unserer Haltung zum Leben – sie machen uns zu dem Menschen, der wir sind.
Jeder Mensch hat einen anderen Wertekanon, wobei jedem Wert auch ein unterschiedlicher Grad an Bedeutung zugemessen wird. Viele Menschen können ihre Werte nur unklar äußern, weil sie sich zu wenig damit beschäftigt haben.
Wie alles im Leben sind auch unsere Werte nicht in Stein gemeißelt – eher so wie Knetmasse: formbar, veränderbar und manchmal sogar überraschend wandelbar. Jetzt nicht so, dass du heute „Ehrlichkeit“ wichtig findest und morgen plötzlich „Chaos“ zum Lebensmotto erklärst 😉 – aber unsere Werte entwickeln sich mit uns weiter.
Erfahrungen, Lebensphasen, die Gesellschaft um uns herum – all das hat Einfluss darauf, was uns wichtig ist. Neue Erkenntnisse oder prägende Erlebnisse können Werte aufrütteln, verschieben oder ihnen eine ganz neue Bedeutung geben.
Werte … ja, die bringen wir quasi schon beim Aufwachsen mit – meist ohne große Erklärung. Wir übernehmen sie aus unserer Umgebung, weil sie zur Kultur gehören, in der wir leben, und halten sie oft für selbstverständlich.
Dabei sind Werte wie kleine Persönlichkeits-Bausteine: geformt durch Erziehung, Erfahrungen, Vorbilder und die Gesellschaft. Schon als Kind prägen uns Gefühle – und schwupps, sind manche Wertvorstellungen fest verankert.
Eltern, Freunde, Kultur – alle mischen mit. Werte sind emotional aufgeladen, fast wie Lieblingslieder: Sie berühren uns, weil sie ausdrücken, was wir für gut und richtig halten. Und ganz ehrlich: Wenn wir uns für einen Wert entscheiden, schränken wir zwar etwas ein … aber gewinnen dafür Klarheit und echte Freiheit.
Und noch ein Geheimnis: Werte verbinden. Wer unsere teilt, fühlt sich vertraut an. Wer sie verletzt … nun ja, der landet schnell in der Kategorie „fremd, unangenehm“. Werte sind also nicht nur innere Kompassnadeln, sondern auch Brücken zu anderen – und oft tiefer als gemeinsame Vorlieben oder Freundschaften.
Wenn man’s grob unterteilt, durchlaufen wir im Leben vier große Phasen: Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und das, was man liebevoll „die reiferen Jahre“ nennen könnte. Jede Phase hat ihre eigenen Themen und Meilensteine – von der Einschulung über den ersten Job bis hin zum Ruhestand.
Bernhard Lievegood setzt noch eins drauf und sagt, dass sich alle 7 Jahren unsere Prioritäten verschieben.
Wie viele Phasen wir letztendlich in unserem Leben durchlaufen ist an dieser Stelle nicht wirklich relevant. Aber: sehr häufig geht mit einem Phasenwechsel auch eine bewusste oder unbewusste Überprüfung unserer Werte einher.
Und meistens verändern sich in der Folge mit jeder neuen Lebensphase auch unsere Werte. Manchmal auch zwischendurch – etwa, wenn du ausziehst, heiratest, Kinder bekommst oder jemanden verlierst. Solche Erlebnisse rütteln ordentlich durch und lassen uns oft neu sortieren, was wirklich zählt.
Kannst du dich noch an deine Jugend erinnern? Was war dir damals wichtig? Abenteuer, Spaß, Freundschaften? Und wie sieht’s heute aus – mittendrin im Erwachsenenleben? Vielleicht stehen jetzt andere Dinge im Vordergrund: Sicherheit, Familie, Zufriedenheit, innere Ruhe. Werte wachsen eben mit uns – wie gute Schuhe, nur bequemer 😉.
Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Wenn du mal „Werteliste“ googelst, landest du in einem richtigen Dschungel – von zarten 50 bis hin zu über 500 Begriffen ist alles dabei! Offenbar sind sich selbst die klügsten Köpfe nicht ganz einig, wie viele Werte es eigentlich gibt. Eine feste Zahl? Fehlanzeige.
ChatGPT drückt sich vor einer alzu eindeutigen Antwort und antwortet: „Die Frage „Wie viele Werte gibt es?“ ist gar nicht so einfach zu beantworten […] Es gibt keine feste Anzahl von Werten. Sie sind dynamisch, kulturell geprägt und individuell verschieden.“
Die Bertelsmann Stiftung listet rund 50 Werte auf. Die Value Academy bietet eine Liste mit 133 Werten, 2.000 Synonymen und ganzen 20 Wertesysteme an. Und die Bildungsbibel.de setzt noch eins drauf – hier bekommst du gleich ganze XXL-Varianten mit 100, 200 oder 400 Begriffen.
Aber damit du dich nicht komplett im Wertedschungel verirrst, hier mal ein kleiner Überblick:
das sind die großen Ideale: Freiheit, Gesundheit, Glück, Gerechtigkeit, Frieden, Liebe … also die Dinge, die sich schön anhören und noch schöner anfühlen.
das wird schon greifbarer: Pflichtbewusstsein, Kreativität, Selbstständigkeit oder Freundlichkeit. Eigenschaften also, die zeigen, wie wir ticken.
die braucht’s fürs gute Miteinander: Respekt, Toleranz, Sicherheit, Familienzusammenhalt … ohne sie würde unser Zusammenleben ziemlich holprig werden.
Und dann gibt’s noch die Wertesysteme – quasi das große Ganze: die Summe aller Werte und Tugenden, die in einer bestimmten Gruppe oder Gesellschaft als wichtig gelten. So etwas wie der gemeinsame Werte-Fahrplan.
Spannend ist übrigens: Die meisten Werte sind ursprünglich mal Adjektive oder Verben gewesen. Heute stehen sie als Substantive da und tragen große Namen – dabei beschreiben sie einfach nur, wie wir miteinander und mit uns selbst umgehen. ❤️
Ganz einfach: Sie sind wie der unsichtbare rote Faden in unserem Leben – oder, wenn du so willst, unser persönliches Navi. Werte zeigen uns, was uns wirklich wichtig ist, wofür wir morgens aufstehen (und manchmal auch, wofür wir uns abends noch mal aufraffen 😅).
Sie helfen uns, Entscheidungen zu treffen, die zu uns passen – und uns von Dingen fernzuhalten, die einfach nicht stimmig sind. Gerade dann, wenn’s kompliziert wird oder wir uns mal wieder fragen: „Was will ich eigentlich wirklich?“ sind unsere Werte wie kleine Wegweiser, die freundlich flüstern: „Da lang!“
Man könnte sagen, Werte sind die unsichtbaren Leitplanken unseres Lebens. Sie geben uns Orientierung, Sicherheit und dieses angenehme Gefühl von Klarheit, wenn plötzlich alles Sinn ergibt.
Und das Schönste: Wenn wir im Einklang mit unseren eigenen Werten leben, fühlen wir uns automatisch stimmiger, echter – und meistens auch ein gutes Stück glücklicher. 💛
In einer Depression verschwimmen oft Orientierung, Motivation und Sinn – alles, was uns in der Vergangenheit Halt gegeben hat, scheint plötzlich irgendwie zu verblassen. Dinge, die früher wichtig oder selbstverständlich waren, fühlen sich auf einmal bedeutungslos an. Selbst einfache Entscheidungen können uns schwerfallen, weil die innere Kompassnadel nicht mehr richtig ausschlägt.
Genau in solchen Momenten sind Werte eine stille, aber kraftvolle Stütze sein. Sie sind wie kleine innere Wegweiser, die auch dann noch leuchten, wenn der Nebel dicht ist. Manchmal müssen wir ein wenig suchen, um sie wiederzufinden, aber sie sind da – und können uns helfen, Stück für Stück wieder Verbindung zu uns selbst und zum eigenen Lebenssinn aufzubauen.
Wenn alles gerade schwer und bedeutungslos wirkt, können Werte wie kleine, leise Wegweiser sein, die flüstern: „Hey, da ist noch etwas, wofür es sich lohnt.“ Sie erinnern dich daran, was dir wichtig ist – auch wenn alles grau erscheint.
Vielleicht ist einer deiner wichtigsten Werte „Zuverlässigkeit“. Genau der kann Grund genug sein, morgens aufzustehen – nicht, weil es Spaß macht, sondern weil du Verantwortung übernimmst. Schon so eine kleine Handlung kann ein winziger Funke Sinn sein, der langsam wieder wächst.
Wir haben ja schon darüber gesprochen: Werte sind wie ein inneres Geländer, das stabil bleibt, selbst wenn deine Gefühle Achterbahn fahren und alles unwichtig erscheint. Sie geben Halt, Struktur und eine Art inneren Rahmen, an dem du dich orientieren kannst. Ganz besonders dann, wenn alles andere wackelig wirkt.
Stell dir das so vor: Wenn die Motivation mal im Keller ist, greifst du nach dem Geländer der Kellertreppe und ziehst dich und deine Motivation Stufe für Stufe in Richtung Erdgeschoss. Auch im wirklichen Tief, kannst du dich an etwas festhalten, das einem innerlich vertraut ist, das stützend ist – das kann unglaublich tröstlich sein.
Vielleicht kennst du diesen Impuls: Alles fühlt sich leer, chaotisch oder falsch an – und plötzlich denkst du: „Okay, dann mache ich jetzt einfach alles neu! Neue Werte, neues Ich, neues Leben.“
Klingt verlockend, oder? Ist aber in einer depressiven Phase ungefähr so sinnvoll wie eine Küchenrenovierung während eines Stromausfalls.
Denn eine Depression trübt nicht nur die Stimmung, sondern auch die Wahrnehmung. Der innere Kompass, der sonst einigermaßen zuverlässig „da lang“ flüstert, hängt in dieser Zeit eher so halb schief in der Ecke. Aus diesem Zustand heraus neue Werte festzulegen, führt selten zu Klarheit – eher zu Entscheidungen, die aus Schmerz, Überforderung oder Erschöpfung getroffen werden.
Bestehende Werte dagegen sind wie ein vertrautes Geländer: Du musst sie nicht neu erfinden, du kannst sie einfach benutzen. Auch wenn sie sich gerade nicht kraftvoll anfühlen – sie sind da. Sie haben dich schon durch andere Lebensphasen getragen und tun es auch jetzt. Neue Werte entstehen später, wenn der Nebel sich lichtet und du wieder deutlicher spürst, was sich stimmig anfühlt.
Kurz gesagt:
Stabilität zuerst. Neu sortieren kannst du immer noch – aber bitte nicht mitten im emotionalen Erdbeben.
Werte sind aber nicht nur eine Stütze, sie spiegeln dir auch, wo du vielleicht ein Stück von dir selbst verloren hast.
Du hältst den Wert „Freiheit“ hoch, passt dich aber ständig an oder fühlst dich permanent fremdbestimmt. Dann merkst du schnell: „Hier stimmt etwas nicht.“ Dieses Bewusstwerden kann der erste leise Impuls sein, um wieder auf dich selbst zu hören und kleine Veränderungen einzuleiten.
Und das Schönste: Selbst in dunklen Phasen kannst du durch die eine kleine bewusste Entscheidungen, einen deiner Werte zu leben, ein Stück Selbstachtung und Kontrolle zurückgewinnen.
Du kannst dir sagen „Heute tue ich etwas, das meiner Ruhe dient.“ Es klingt winzig – und ist es auch – aber genau diese kleinen Schritte summieren sich. Vorausgesetzt du gehst sie dann auch wirklich. Sie erinnern dich daran: „Ich kann etwas tun. Ich kann für mich sorgen. Ich bin nicht völlig machtlos.“
Nach einer Depression beginnt oft eine Art „Neukalibrierung des Lebenskompasses“. Plötzlich merkst du: Die alten Werte, die früher alles bestimmt haben, sind nicht mehr automatisch passend. Sie waren oft an äußere Erwartungen oder Leistung gebunden – und die funktionieren jetzt einfach nicht mehr. In der Post-Depression verschiebt sich der Blick nach innen: Authentizität, Selbstfürsorge und das, was wirklich wesentlich ist, rücken in den Vordergrund.
Wenn wir durch die Tiefen gegangen sind, beginnen wir oft ganz automatisch, neu zu sortieren, was „wichtig“ ist. Dinge, die früher Sinn gaben – wie Erfolg, Anerkennung oder das ständige Funktionieren – verlieren an Bedeutung. Dafür tauchen neue Werte auf: Ruhe, Balance, Echtheit. Plötzlich spürst du, dass diese inneren Leitsterne das Leben stabiler und erfüllender machen. Und die alten Sterne in den wohlverdienten Ruhestand gehen können.
Wenn sich die Werte verändern, zeigt das auch: Das System fühlt wieder. In der Depression war vieles gleichgültig, abgestumpft, taub. Jetzt entstehen wieder kleine Unterschiede, die spürbar machen: „Das tut mir gut, das nicht.“ Genau das ist ein Zeichen von innerer Reifung. Es zeigt, dass du wieder in Kontakt mit sich selbst kommt und bewusst wählt, was deinem eigenen Wohl dient.
Neue Werte entstehen oft als direkte Antwort auf Schmerz und Erschöpfung. Wer lange im Funktionieren gefangen war, entdeckt vielleicht den Wert „Gelassenheit“ oder „Selbstbeständigkeit“ – bewusst gesetzt, um künftig nicht wieder in Überforderung zu geraten. Werte werden so zu einer Art innerem Schutzschild, das hilft, das neu gewonnene Gleichgewicht zu halten.
Weil wir nach der Depression nicht mehr dieselben Menschen sind wie davor.
Weil der neue Lebensabschnitt andere Bedürfnisse hat – echte Bedürfnisse, nicht nur äußere Erwartungen.
Weil Heilung immer auch Wachstum bedeutet – und Wachstum bringt automatisch Neuausrichtung mit sich.
Nach der ganzen theoretischen Vorrede kommen wir jetzt zum eigentlichen, um nicht zu sagen, zum wesentlichen Teil. Und zwar der Beantwortung der Frage „Jetzt mal Butter bei die Fische – und was sind denn jetzt meine eigenen Werte und wo finde ich die?“
Grundsätzlich ist die Antwort ganz banal: durch das Selbstbeobachten und das Beantworten von verschiedenen Fragen. Vermutlich fragst du dich jetzt: „Und wie soll ich mich selbstbeobachten? Und welche Fragen soll ich mir stellen? Mich vor den Spiegel stellen und mir Gedanke über mein Frühstück machen, kann es ja wohl nicht sein, oder?“
Ja, da hast du recht – so einfach ist es dann doch wieder nicht. Und wie vieles im Leben, finden wir die Werte nicht einfach mal so nebenbei, sondern benötigen dafür ein wenig Zeit, Ruhe und den inneren Wunsch darüber nachzudenken.
Im Folgenden habe ich versucht dir den Weg zu deinen eigenen Werten zu beschreiben. Auf geht’s.
Je nachdem, wie sicher du gerade noch in deinem eigenen Fühlen bist, gibt es unterschiedliche Wege, sie wiederzuentdecken: einmal über das Spüren und Fühlen, einmal über Beobachten und kleine Experimente, wenn das Fühlen noch nicht so zuverlässig funktioniert.
Wenn das innere Spüren noch unsicher ist, kann eine Werteliste eine wunderbare Starthilfe sein. Sie ist kein Test und kein Maßstab, sondern eher wie ein bunter Blumenstrauß an Möglichkeiten. Du darfst einfach schauen, welche Begriffe dich irgendwie ansprechen – nicht analysieren, nicht bewerten, nur wahrnehmen.
Vielleicht spürst du bei einem Wort ein kleines „Ja, das bin ich (vielleicht wieder)“ oder ein leises Kribbeln, während andere Werte völlig neutral bleiben. Beides ist okay. Manchmal öffnet sich über ein einziges Wort eine Tür zu einem verschütteten Teil von dir – ein Stück Identität, dass du langsam wieder zurückeroberst.
Gerade nach einer depressiven Phase ist das besonders wertvoll, weil dein inneres Orientierungssystem oft wie auf „Reset“ steht. Eine Werteliste hilft dir, Stück für Stück wieder Anknüpfungspunkte zu finden – zu dem, was dich ausmacht, was dir Halt gibt und was du vielleicht schon lange vermisst hast.
So wird das Wiederentdecken deiner Werte nicht zur Kopfaufgabe, sondern zu einem behutsamen Erinnern daran, wer du bist – unter all dem, was gerade noch heilen darf. 🌿
In dieser Phase kannst du dich bewusst nach innen wenden und deine eigenen Signale wahrnehmen. Hier kannst du die Werteliste zur Hilfe nehmen. Sie einmal durchgehen und spontan die Werte anstreichen, die bei dir etwas Positives auslösen und die durchstreichen, mit denen du überhaupt nicht konform gehen kannst. Und mit dieser Vorbereitung geht es dann weiter:
Mach im Alltag eine kleine Pause und achte auf die Momente, die dir guttun.
Überlege, welche Werte dich früher getragen haben – und ob sie heute noch passen.
Probiere bewusst kleine Handlungen aus, die zu neuen Werten passen.
Vergleiche deine aktuellen Handlungen mit deinen Werten.
Jeden Tag ein kleines Stück in Richtung deiner Werte gehen.
Manchmal ist das innere Fühlen nach einer Depression noch gedämpft. Dann hilft ein stärker beobachtender, strukturierter Ansatz – auch ohne, dass du direkt „spürst“, was richtig ist:
Arbeite über gezielte Fragen:
Achte darauf, wofür du Zeit und Energie aufwendest.
Teste neue Werte bewusst im Alltag:
Sprich mit Menschen, die dich gut kennen, oder nutze Inspirationsquellen:
Halte fest, was du ausprobiert hast und wie es sich ausgewirkt hat.
Ganz einfach: Du spürst es. Wenn du im Einklang mit dir selbst lebst, fühlst du dich innerlich ruhig und klar – so, als würde dein innerer Kompass zuverlässig „Hier entlang!“ zeigen.
Ein gutes Zeichen ist, wenn dein Handeln und deine Entscheidungen stimmig wirken. Du sagst nicht das eine und tust das andere, sondern handelst so, dass es sich richtig anfühlt – egal ob es um Freiheit, Ehrlichkeit oder Sicherheit geht.
Menschen mit stabilen Werten wirken oft authentisch. Sie wissen, was ihnen wichtig ist, können sich selbst wertschätzen und stehen auch mal zu ihren Grenzen, ohne sich dafür zu schämen. Dieses Gefühl von innerer Stimmigkeit schenkt Selbstvertrauen – und ein gesundes Maß an Selbstmitgefühl gleich obendrauf.
Auch im Alltag zeigt sich Stabilität: Deine Routinen, deine Entscheidungen, dein Umgang mit anderen – all das spiegelt deine Werte wider. Selbst wenn’s mal stürmisch wird, bleibst du innerlich stabil, weil deine Werte dir Orientierung geben.
Und dann gibt’s da noch dieses leise, aber deutliche Zeichen: Du fühlst dich öfter zufrieden, ausgeglichen, vielleicht sogar ein bisschen dankbar. Weniger innere Zerrissenheit, mehr Ruhe und Klarheit. Und das Schönste daran? Andere Merken es auch – weil du einfach du selbst bist. Du ruhst in dir selbst – und das strahlst du auch aus💛
Deine Werte – sind kein enges Regelwerk, sondern dein innerer Kompass – immer da, wenn das Außen zu laut wird. Sie zeigen dir, was dich ausmacht, was dir wichtig ist, und wo dein Herz ein kleines „Ja“ flüstert.
Und als kleines Extra verrate ich dir jetzt noch meine drei wichtigsten Werte.
Nein – es sind nicht Authentizität, Freiheit oder ein selbstbestimmtes Leben. Diese Dinge sind für mich so selbstverständlich wie Atmen. Sie bilden die Basis, auf der alles andere aufbaut.
Meine drei Herzenswerte sind: Fairness/Gerechtigkeit
Gelassenheit
realistischer Optimismus
Ganz dicht gefolgt von Dankbarkeit, Flexibilität und Verlässlichkeit.
Fairness wirklich ist. Ich möchte, dass alle Menschen dieselben Chancen haben, dass Informationen geteilt werden, dass niemand benachteiligt wird. Als studierte Beamtin war „Gleichbehandlung“ für mich schon immer selbstverständlich – aber je älter ich werde, desto klarer sehe ich, dass das im echten Leben leider nicht immer so ist.
Und dann ist da meine Gelassenheit – mein innerer Ruhepol. In vielen Situationen bin ich der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe (außer vielleicht ein Krümmel auf meiner Yogamatte ). Und selbst wenn ich mich mal ärgere, schalte ich spätestens am nächsten Tag einen Gang runter, betrachte die Situation mit Abstand und finde einen ruhigen Weg zur Lösung.
Mein Motto?
„Nichts ist so schlimm, dass es nicht auch für etwas gut ist.“
und
„Einfach mal machen – es könnte ja geil werden. Und wenn nicht, hab ich wenigstens was gelernt.“
Auch wenn ich der Meinung bin, dass meine Zukunft positiv verlaufen wird, verliere ich nie den Blick auf die Realität. Mir ist bewusst, dass es auch die andere Seite gibt.
Du möchtest wissen, wie ich meine Werte gefunden habe und wie sie sich im Laufe meines Lebens verändert haben? Dann lies unbedingt meinen Blogartikel (Coming soon) dazu – da nehme ich dich Schritt für Schritt mit auf diese spannende Reise.
… dass du deine eigenen Werte entdeckst, erforschst und lebst. Nicht, weil du musst, sondern weil sie dir Kraft, Klarheit und Richtung geben können – gerade dann, wenn das Leben mal wieder seine eigenen Pläne hat.
Und glaube mir: ich weiß ganz genau wie sich das anfühlt. Mein Leben wollte gerade in den letzten Jahren in eine ganz andere Richtung als mein sturer Kopf 😂
💛 Welche drei Werte sind dir am wichtigsten?
Vielleicht findest du darin nicht nur Orientierung, sondern auch ein Stück von dem, was dich tief im Inneren ausmacht – und was bleibt, wenn alles andere geht. 🌞
Ich wünsch dir einen Tag mit ganz viel Leichtigkeit im Herzen.
Deine Stefanie
Wenn du gerade mitten in einer Krise steckst und versuchst, in der Depression Sinn zu finden, bist du nicht allein. Hier beantworte ich dir ein paar häufige Fragen rund um Werte, innere Orientierung und kleine Schritte zurück zu dir selbst.
Ja – aber oft nur ganz leise. Viele Menschen erleben ihre Werte in der Depression nicht klar, sondern eher über negative Gefühle: zum Beispiel, wenn ihnen etwas fehlt oder wehtut. Diese Hinweise sind wertvoll – sie zeigen, was dir (immer noch) wichtig ist.
Weil Werte dir Orientierung geben, wenn alles andere wackelt. Sie sind wie ein innerer Anker, der dir hilft, kleine, stimmige Entscheidungen zu treffen – auch wenn du das große Ganze gerade nicht sehen kannst.
Ja, das passiert sogar sehr häufig. Eine depressive Krise ist oft ein innerer Umbruch – und danach passen frühere Werte nicht mehr unbedingt zu deinem neuen Blick aufs Leben. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Zeichen von Wachstum.
Wenn der Zugang zu Gefühlen schwerfällt, helfen dir konkrete Fragen, Selbstbeobachtung im Alltag oder kleine Werte-Experimente. Im Artikel findest du zwei unterschiedliche 5-Schritte-Anleitungen – je nachdem, wo du gerade stehst.
Wertearbeit ersetzt keine Therapie. Aber sie kann dir helfen, wieder Kontakt zu dir selbst aufzunehmen, Entscheidungen klarer zu treffen und Sinn im Alltag zu finden – das alles stärkt deine Selbstwirksamkeit und deine psychische Stabilität.
Ich bin keine Ärztin oder Therapeutin – sondern begleite Menschen als Mentorin und Coachin auf ihrem Weg zu mehr Klarheit und Selbstverbindung. Wenn du an einer Depression leidest oder unsicher bist, was gerade mit dir los ist, sprich bitte immer auch mit deiner Ärztin oder Therapeutin. Wertearbeit kann ein wunderbarer Baustein auf deinem Weg sein – aber sie ersetzt keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung.
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